Fußball-BundesligaUnd das Geld fließt
Es ist kein Geheimnis, dass Red Bull den Bundesliga-Club aus Leipzig alimentiert. Ein aktueller Bericht lässt nur erahnen, wie großzügig der Getränkehersteller wirklich ist.
Wenn Menschen über diesen Club urteilen, gibt es meist zwei Sichtweisen. Entweder, man konzentriert sich lediglich auf das Sportliche. Dann ist die Geschichte von RB Leipzig ziemlich romantisch. Ein Club, quasi aus dem Boden gestapft, startete vor wenigen Jahren in der Oberliga, um Fußball-Deutschland zu erobern. Er reihte Aufstieg an Aufstieg. Im Sommer 2016 spielen die Leipziger erstmals in der Bundesliga. Ein Jahr später in der Champions League. Gewiss, eine schöne Geschichte.
Wäre da nicht dieser Brause-Konzern, der sich diese Geschichte quasi erkaufte. Und das wäre dann eben die andere Optik. Jene, die sich nicht nur auf das Sportliche konzentriert. Gegründet worden wäre der Club ohne die Unterstützung der österreichische Firma wohl nie. Seit Tag eins kann er auf sie zählen. Red Bull ist Sponsor und zu 99 Prozent auch Gesellschafter. Das Geld fließt. Ununterbrochen. RB-Geschäftsführer Oliver Mintzlaff sagte dazu einmal: «Dass wir natürlich ein gewisser Start-up-Club sind, der eine Anschubfinanzierung gebraucht hat, ist sicherlich nachvollziehbar.»
Neue Spieler, neue Schulden
Dass sich Red Bull das Projekt in Leipzig einiges kosten lässt, ist bekannt. Nun aber kommen interessante Informationen an die Öffentlichkeit. Zahlen, die einen nur erahnen lassen, wie großzügig der Getränkehersteller in Tat und Wahrheit ist. Der Bericht über das Geschäftsjahr 2016 offenbart, dass die Verbindlichkeiten des Bundesligisten gegenüber Hauptgesellschafter Red Bull um über 30 Millionen Euro gestiegen sind. Hatten die Schulden 2015 noch 52,4 Millionen Euro betragen, waren es Ende 2016 bereits 83,2 Millionen.
Der Grund für die Schuldenzunahme liegt auf der Hand: Im Sommer 2016, als Leipzig in die Bundesliga aufstieg, verpflichtete der Club Spieler wie Timo Werner, Naby Keita oder Oliver Burke. Alle kosteten sie zehn Millionen oder mehr. RB bestätigt im Bericht, dass das neue Darlehen hauptsächlich für «Investitionen in das Spielervermögen» genutzt wurde.
RB Leipzig ist nach wie vor bemüht, nur jene Zahlen zu veröffentlichen, die gesetzlich verlangt werden. Der Jahresabschluss des Geschäftsjahres 2016 gibt Eindrücke, beantwortet allerdings nicht die Frage, wie viel der Verein an Sponsoren-Zahlungen von Red Bull erhält. Interessant ist aber ein Abschnitt im besagten Bericht, wo geschrieben steht, dass Liquiditätsengpässe nicht ersichtlich sein würden und aufgrund der Sponsoring-Vereinbarung mit dem Hauptsponsor auch nicht zu befürchten seien. Das Geld wird also weiter fließen.
Red Bull als Glücksfall
Der Brause-Konzern ist für Leipzig auch insofern ein Glücksfall, als dass er als Hauptgesellschafter sein ausgeliehenes Geld nicht unbedingt gleich wieder haben will. Oder anders gesagt: Das Wohl des Vereins dürfte wichtiger sein als Fristen oder hohe Zinssätze.
Gegenfinanziert werden die Schulden übrigens durch den Wert des Kaders, der im Bericht mit 95 Millionen Euro ausgewiesen ist. Das macht ein Großteil der 118 Millionen Euro aus, die als gesamtes Vereinsvermögen angegeben werden. «Wenn wir theoretisch eine marktwertbasierte Bilanzierung machen würden, dann würde jeder sehen, dass unsere Vermögenswerte die Verbindlichkeiten deutlich übersteigen», sagte Club-Chef Mintzlaff kürzlich der «Bild». Leipzig habe zum wiederholten Male einen Gewinn erzielt und werde die Verbindlichkeiten natürlich zurückzahlen.
Die Abhängigkeit von Red Bull mag groß sein. Die finanziellen Möglichkeiten, die sich daraus ergeben, sind es aber auch.
(L'essentiel/cst)