Medizin-Studium im AuslandUngewisse Zukunft für angehende Ärzte
LUXEMBURG - An den Medizin-Unis in Österreich und Belgien warten neue Zugangshürden auf die Studenten aus Luxemburg. Staatssekretär Marc Hansen gibt aber vorerst Entwarnung.

Die meisten Luxemburger Medizin-Studenten absolvieren ihre Ausbildung in Frankreich und Deutschland.
DPA/Marius BeckerLuxemburger, die im Ausland Medizin studieren wollen, müssen sich ab nächstes Jahr vermutlich auf Änderungen einstellen. Konkret machen sich die Vertreter der «Association luxembourgeoise des étudiants en médecine» (Alem) Sorgen um schärfere Zugangsregelungen in Belgien und Österreich. Hochschulstaatssekretär Marc Hansen (DP) gab am Montag in einer von der CSV einberufenen Sondersitzung der zuständigen Chamber-Kommission aber zumindest für Nachbar Belgien Entwarnung.
Grund für die Aufregung ist zum einen eine neue Verordnung des Parlaments von Wallonien, die die Einführung einer Aufnahmeprüfung zu Beginn des zweiten Studienjahrs im Fach Medizin vorsieht. Um diesen Test zu bestehen, müssen Studierende allerdings das erste Studienjahr an einer der drei französischsprachigen Universitäten Belgiens bestanden haben. Medizin-Studenten, die an der Uni Luxemburg eingeschrieben sind und nach ihrem ersten Jahr an eine belgische Hochschule wechseln wollten, wären also ab der Rentrée 2016/2017 vor verschlossenen Türen gestanden.
Das wird nun hoffentlich nicht passieren, wie Hansen gegenüber L'essentiel erklärt. «Der belgische Hochschulminister Rudy Demotte hat mir zugesagt, dass eine Ausnahmeregelung für die Luxemburger ausgearbeitet wird.» Selbiges gelte übrigens auch für die 30-Prozent-Ausländer-Klausel an den belgischen Unis. Auch hier soll es eine Ausnahme für die Nachbarn geben.
Quoten könnten 2016 fallen
Österreich wiederum hatte bereits im Jahr 2006 Eignungstests und eine Quotenregelung für seine vier Medizin-Unis eingeführt. Letztere begrenzt die Zulassung von Studenten aus der EU in der Alpen-Republik auf 20 Prozent der zur Verfügung stehenden Studienplätze. Luxemburger profitieren (ebenso wie Südtiroler und Liechtensteiner) aber von einer einer Sonderregelung, die sie im Aufnahmeverfahren den österreichischen Bewerbern gleichstellt. Geht es nach der EU-Kommission, dann könnte mit diesen Quoten in Europa aber in den nächsten Jahren Schluss sein – die Bevorteilung für Luxemburger Studenten wäre damit dahin. 2016 läuft die Quotenregelung in Österreich nach mehrmaliger Verzögerung endgültig aus. «Aktuell gibt es für die Luxemburger Studenten in Österreich keine Veränderungen», sagt Hansen. «Aber die Debatte über die Uni-Zugangsquoten wird nicht nur in Österreich, sondern in ganz Europa kommen.»
Für die CSV-Hochschulexpertin Martine Hansen sind in der Sache noch viele Fragen offen – auch was die in Planung befindliche Luxembourg Medical School (LMS) betrifft. Unis aus der Großregion müssten mehr eingebunden werden, schlägt die Abgeordnete vor. Eine Entscheidung zur Einrichtung einer eigenen Medizin-Fakultät im Großherzogtum will die Regierung Mitte nächsten Jahres fällen. Bereits Ende des Jahres soll aber eine detaillierte Analyse zu diesem ambitionierten Projekt vorliegen, wie Staatssekretär Hansen erklärt.
Die meisten Luxemburger Medizin-Studenten besuchen übrigens in Deutschland (ca. 300 Personen), Belgien (180), Frankreich (rund 200) und Österreich (100) die Uni.
(jt/L'essentiel)