UNRWA-Chef Lazzarini verteidigt das Hilfswerk

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UNRWA-Chef Lazzarini«Wir können nicht jeden der 13.000 Angestellten überwachen»

Das Palästinenser-Hilfswerk UNRWA steht seit Wochen in schwerer Kritik. Nun äusserte sich dessen Chef Philippe Lazzarini.

UNRWA-Chef Philippe Lazzarini bei einem Pressetermin in Genf am 13. Februar.
Der 59-Jährige muss um die Zukunft des Hilfswerks kämpfen.
Insgesamt 30.000 Menschen arbeiten für das UNRWA.
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UNRWA-Chef Philippe Lazzarini bei einem Pressetermin in Genf am 13. Februar.

AFP

Philippe Lazzarini hat keinen leichten Job: Als Chef des Hilfswerks für palästinensische Flüchtlinge UNRWA steht der 59-Jährige derzeit in schwerer Kritik. Der Vorwurf, Mitarbeitende der Organisation hätten aktiv den Überfall der Hamas auf Israel am 7. Oktober unterstützt, wiegt schwer, mehrere westliche Länder haben ihre Zahlungen an die Organisation ausgesetzt. Schließlich wurde auch noch ein Hamas-Tunnel 18 Meter unter der Zentrale des UNRWA entdeckt.

Gegenüber dem Fernsehsender RSI hat er nun Stellung zu den Vorwürfen gegen das Hilfswerk bezogen. Auf die Frage, ob er die Kontrolle über seine Angestellten in Gaza verloren habe, sagt er: «Wir haben 13.000 Angestellte in Gaza. Ich denke nicht, dass das Hilfswerk die Mittel hat, jeden einzelnen dieser Angestellten außerhalb seiner Arbeitszeit zu überwachen». Lazzarini betont, man habe Mitarbeiter entlassen, die der Zusammenarbeit mit der Hamas verdächtigt würden, und eine interne Untersuchung eingeleitet. Auch von außen werden die Vorwürfe seit Mittwoch nun von einer unabhängigen Expertengruppe durchleuchtet. 

Auf den Hamas-Tunnel unter dem Hauptquartier der UNRWA angesprochen sagt Lazzarini: «Das ist eine beunruhigende Information, aber gleichzeitig hat man auch weitere Hunderte Kilometer Tunnels unter dem Gazastreifen entdeckt.» Zudem sei der Eingang rund 800 Meter von der Zentrale entfernt.

«Wir sind in einem kritischen Moment»

Trotz Forderungen nach seinem Rücktritt will er weitermachen: «Ich wurde vom UNO-Generalsekretär eingesetzt und berichte der Generalversammlung», sagte er in «10 vor 10» von SRF. «Diese Organe haben meinen Rücktritt beide nicht gefordert. Im Gegenteil. Wir sind in einem kritischen Moment, existenziell. Da verlässt man nicht das Schiff.» Zudem werde das UNRWA gerade nach dem Krieg eine besonders wichtige Rolle zu spielen haben. So gelte es, einer vom Krieg traumatisierten Generation etwa mit Bildungsangeboten eine Perspektive zu geben. Forderungen nach einer Zerlegung des Hilfswerks seien «kurzsichtig».

Das UNRWA kümmert sich bereits seit Jahrzehnten speziell um die Belange palästinensischer Flüchtlinge und betreibt unter anderem Bildungs- und Gesundheitseinrichtungen. Insgesamt arbeiten mehr als 30.000 Menschen für die Organisation.  

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(trx)

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