USA: US-Turnerinnen verlangen von FBI Schadenersatz wegen Missbrauchs

Turn-Olympiasiegerin Simone Biles und andere US-Spitzensportlerinnen verlangen vom FBI wegen des Skandals um den für Sexualstraftaten verurteilten Ex-Teamarzt Larry Nassar mehr als eine Milliarde Dollar Schadenersatz. Zu den etwa 90 Sportlerinnen gehören die Olympiasiegerinnen Aly Raisman und McKayla Maroney, wie das Anwaltsbüro Manly, Stewart & Finaldi am Mittwoch mitteilte. Sie werfen dem FBI vor, nicht eingegriffen zu haben, obwohl es 2015 von den Vorwürfen gegen Nassar wusste. Dadurch habe er weitere Straftaten begehen können.

Turnerinnen in Indianapolis hatten das FBI 2015 darüber informiert, das Nassar gegen drei von ihnen übergriffig geworden sei. Nach Angaben des Justizministeriums ermittelte das FBI aber nicht und informierte auch nicht die Behörden in Michigan, wo Nasser angestellt war. Er wurde erst im Herbst 2016 verhaftet und Anfang 2018 wegen sexuellen Missbrauchs zu mehreren Jahrzehnten Haft verurteilt.

«Wenn das FBI einfach seine Arbeit erledigt hätte, wäre Nassar gestoppt worden, bevor er jemals die Chance erhalten hätte, Hunderte Mädchen zu missbrauchen, darunter mich», sagte die frühere Turnerin der Universität Michigan, Samantha Roy. Die mehrfache US-Turnmeisterin Maggie Nichols, sagte: «Es ist Zeit, das FBI zur Verantwortung zu ziehen.»

Das FBI hat ein halbes Jahr Zeit, sich zu der Schadenersatzforderung zu äußern. Je nach Reaktion könnte es auch verklagt werden. FBI-Direktor Christopher Wray hat das Vorgehen seiner Behörde schon als unentschuldbares Versagen bezeichnet. Die Universität Michigan, der US-Turnverband und das Nationale Olympische Komitee haben bereits Zahlungen von insgesamt 880 Millionen Dollar (rund 823 Millionen Euro) an mehr als 300 Frauen und Mädchen zugestimmt, an denen sich Nassar vergangen hat.