GastronomieWalferdingen will Leitungswasser attraktiver machen
WALFERDINGEN – Die Idee, Leitungswasser flächendeckend kostenlos anzubieten, konnte sich in Luxemburg bisher nicht durchsetzen. Mit der «Klima-Karaff» will die Gemeinde Walferdingen es nun selbst in die Hand nehmen, das Wasser aus dem Hahn in der Gastronomie zumindest zur ernsthaften Alternative zu machen.


François Sauber und Jessie Thill werben für Leitungswasser.
JG«Die Kunden haben nun eine Wahl, die sie vorher nicht hatten». François Sauber (CSV), Bürgermeister von Walferdingen freut sich über das neue Angebot in seiner Gemeinde: Seit dem 9. Juni gibt es in fünf Bars und Restaurants im Rahmen des Projekts «Klima-Karaff» nebst kommerziellem Mineralwasser auch Leitungswasser. Die Gemeinde hat für 2125 Euro 250 Karaffen gekauft und verteilt.
Die Gefäße sind einheitlich und mit dem «Klima-Karaff»-Logo versehen. Eines der Kriterien für das Modell war, dass es sich leicht reinigen lassen muss. «Die Gewerbetreibenden können den Verkaufspreis frei bestimmen, solange er unter dem von Mineralwasser liegt», erklärt Schöffin Jessie Thill (Déi Gréng). Im «Café des bons amis» wird eine Karaffe mit rund 0,6 Liter für zwei Euro verkauft und kommt damit ungefähr an eine Gewinnspanne, die der einer Flasche entspricht. «Die Kunden fangen an, es zu bestellen. Es läuft gut an, auch wenn es nicht üblich ist», sagt Kellnerin Palmira. «Manche sagen auch, dass sie nicht in ein Café gehen, um Leitungswasser zu trinken.»
Automaten im Park
Die Herausforderung besteht darin, die Kunden von der Qualität des Leitungswassers zu überzeugen. «Sie ist ausgezeichnet», versichert François Sauber, «wir trinken es auf der Gemeinde, ich trinke es ständig». Das Leitungswasser werde stärker kontrolliert als Mineralwasser, sagt Jessie Thill. Beide führen auch ökologische Argumente ins Feld: «Flaschenwasser kommt von weit her, es gibt Transport und Logistik. Die Gastronomen müssen es kaufen, lagern, die Flaschen abholen, zurückschicken und so weiter. Das ist ein riesiger Aufwand für etwas, das wir hier haben», sagt der Bürgermeister.
Zwar haben Restaurants auch bisher schon Wasser in Karaffen angeboten, Walferdingen ist aber die erste Gemeinde des Landes, die ein solches Projekt startet. «Wir wollten nicht darauf warten, dass der Staat sich bewegt, denn das kann noch Jahre dauern», sagt Jessie Thill in Anspielung auf die immer wiederkehrende Diskussion über Leitungswasser. Die Gemeinde will weiterhin für Leitungswasser werben. In einem Park werden demnächst zwei neue Wasserspender aufgestellt: einer für Spaziergänger und einer für Hunde.
Trinkst Du Leitungswasser?