Moldawierin will auspacken – Was ließ Schettino von Bord der Costa abholen?

Publiziert

Moldawierin will auspackenWas ließ Schettino von Bord der Costa abholen?

Als die Costa Concordia kentert, ist Domnica Cemortan bei Kapitän Schettino. Jetzt wirft sie dem Unglückskapitän vor, «ein brisantes Detail» verschwiegen zu haben.

Domnica Cemortan war in der Nacht des 13. Januar 2012 auf der Kommandobrücke der Costa Concordia mit Kapitän Francesco Schettino, als das Kreuzfahrtschiff vor der Insel Giglio einen Felsen rammte. Seit Tagen droht die Blondine nun damit, «die Wahrheit zu erzählen», sollte der Unglückskapitän das nicht selber tun.

In einem Interview mit dem Sender Canale 5 gab die 26-Jährige am Mittwoch einen Hinweis, um was es sich dabei handeln könnte. Laut Cemortan habe der Kapitän in jener tragischen Nacht organisiert, dass ein Helikopter «ein großes Objekt» aus dem Schiff abhole. Sie wisse nicht genau, was es gewesen sei, weil sie es nicht selber gesehen habe. «Ein ranghoher Offizier hat mir davon erzählt», versicherte sie.

Ihre Quelle arbeite bis heute beim Schiff-Unternehmen Costa Crociere und sei sogar «nach dem Unglück befördert worden.» Es muss sich um ein «wichtiges Objekt» gehandelt haben, mutmaßt Cemortan in der TV-Sendung weiter. «Die Person, die sich darum kümmerte, war danach nirgends zu sehen», sagte sie.

Die 26-Jährige gilt als wichtige Zeugin in dem Prozess wegen fahrlässiger Tötung gegen Kapitän Francesco Schettino. Gegenüber «Corriere della Sera» macht sie der italienischen Justiz schwere Vorwürfe: «Dieser Mann wurde nie gefragt, was er in der Unglücksnacht gemacht hat.» Die Staatsanwaltschaft interessiere sich eher dafür, «dass ich blond und Ausländerin bin. Keiner fragte, was ich gesehen habe.»

Was nun: Ein «wichtiges Objekt» oder «uns alle drei»?

Diese Version der Geschichte steht nun im Widerspruch mit den Aussagen, die die Ex-Geliebte von Kapitän Schettino Tage zuvor gegenüber dem italienischen Klatschmagazin Oggi machte: Cemortan erzählte, dass Schettino die Absicht gehabt habe, selber mit dem Helikopter vom Schiff zu flüchten.

Sie sei mit Schettino und dem Kellner Ciro Onorato auf Deck elf gegangen, sagte Cemortan zu Oggi. «Schettino versicherte, dass er dort hinaufgestiegen war, weil er die Lage des Schiffes kontrollieren wollte. In Wahrheit wartete er auf einen Helikopter, der uns alle drei hätte wegbringen sollen», so die Blondine.

Der Bürgermeister von Giglio, Sergio Ortelli, kann Cemortans Geschichte nicht bestätigen. Der Zeitung La Repubblica sagt er: «In jener Nacht waren viele Helikopter im Einsatz, vor allem die der Rettungsdienste.» Über andere Einsätze sei er nicht informiert. Ähnlich kommentiert der Staatsanwalt von Grosseto, Francesco Verusio, die Version der Moldawierin in La Stampa: «Wir glauben nicht, dass Schettino versucht hat, mit einem Helikopter zu flüchten. Die Handy-Daten bestätigen das nicht.»

Domnica Cemortan hatte Schettino in den vergangenen Tagen ein Ultimatum über Facebook gestellt: «Sag die Wahrheit oder ich tue es.» Sechs Tage habe Schettino Zeit, seine Version der Geschichte zu enthüllen. Die Frist läuft am kommenden Dienstag ab.

(L'essentiel/kle)

Deine Meinung zählt