USA«Wenn ich im Auto bleibe, werde ich hier mit meinen Kindern sterben»
In den USA sind in den vergangenen Tagen bei extremer Kälte und starkem Schneefall mindestens 50 Menschen gestorben. Mehrere Betroffene erzählen von ihren Erlebnissen.

Der eigentlich an Kälte und Stürme gewöhnte Westen des Bundesstaates New York verschwand während des Weihnachtswochenendes unter meterhohem Schnee. Seit der vergangenen Woche herrschen dort polare Temperaturen. Erst am heutigen Dienstag sollte gemäßigteres Wetter einsetzen.
Im Landkreis Erie County ist die Zahl der Todesopfer auf 25 gestiegen. Es wird befürchtet, dass diese Zahl noch steigt. «Es war, als würde man 14 bis 18 Stunden lang auf eine weiße Wand schauen», sagte der Behördenvertreter Mark Poloncarz. «Bitte fahrt nicht, außer wenn ihr zu den Rettungsdiensten gehört», appellierte er. Im Westen des Landkreises gelte weiterhin ein Fahrverbot.
Schwangere Frau per Telefon durch Geburt begleitet
«Wir bringen die Leute heute zu Ärzten, Krankenschwestern und Krankenhäusern», sagte der örtliche Sheriff, John Garcia, dem Sender «CNN». Der Wintersturm sei der «Schlimmste», den er je gesehen habe. Phasenweise habe man nichts sehen können und die Behörden hätten etwa 420 Notrufe unbeantwortet lassen müssen. Die Polizei von Buffalo hätte Hunderte von Rettungsaktionen durchgeführt und viele gestrandete Autofahrer in der Stadt gerettet. Einige von ihnen seien bereits seit über zwei Tage in ihrem Auto eingeschlossen gewesen. «Ohne die Ersthelfer hätten einige nicht überlebt.»
Melissa Carrick war mit der Betreuung einer schwangeren Frau betraut. Sie berichtete der «Huffington Post», dass sie gezwungen war, die Frau per Telefon durch die Geburt zu begleiten. «Bei jedem anderen Sturm wäre ich losgefahren. Ich wusste, dass dies etwas anderes war», so Carrick. Die Frau wurde anschließend in ein Krankenhaus gebracht, welches 45 Minuten südlich von Buffalo liegt, da keines der näheren Krankenhäuser erreichbar war. Da viele Lebensmittelgeschäfte in der Gegend von Buffalo geschlossen waren und Fahrverbote verhängt wurden, baten einige Menschen in den sozialen Medien um Lebensmittel- und Windelspenden, schreibt die «Huffington Post».
Familie mit zwei Kleinkindern über elf Stunden im Auto gefangen
Die britische «BBC» berichtet über eine Familie mit zwei Kindern im Alter von zwei und sechs Jahren, die über elf Stunden lang in ihrem Auto ausharren musste, bis sie gerettet wurde. «Ich hatte im Grunde keine Hoffnung mehr», sagte der Familienvater gegenüber «CBS News». Er sagte, er habe es geschafft, alle warm zu halten, indem er den Motor laufen ließ. Um sich beschäftigt zu halten, hätten er und die Kinder Spiele gespielt.
Auch Ditjak Ilunga aus Gaithersburg sprach mit der «BBC» über das Erlebte. Er steckte ebenfalls mit seinen beiden Kindern auf dem Weg zu Verwandten im Auto fest. Nachdem sie darin Stunden mit laufendem Motor verbracht hatten, habe er die verzweifelte Entscheidung getroffen, durch den heulenden Sturm zu gehen, um eine nahegelegene Unterkunft zu erreichen. Er habe die sechsjährige Destiny auf dem Rücken getragen, während die 16-jährige Cindy ihren Zwergspitz-Welpen umklammert hielt und seinen Fußspuren in den Schneeverwehungen gefolgt sei. «Wenn ich in diesem Auto bleibe, werde ich hier mit meinen Kindern sterben», erinnerte sich Ilunga im Gespräch mit der Zeitung zurück. Als er durch die Türen der Unterkunft gelaufen sei, habe er geweint. «Das ist etwas, das ich nie in meinem Leben vergessen werde», sagte er.