Wie MenschenAuch Affenkinder ärgern gern die Eltern
Wer Menschenaffen beobachtet, kommt nicht umhin, die Ähnlichkeiten der Tiere zu uns Menschen zu erkennen. Nun zeigt eine neue Studie: Auch im Neck-Verhalten gibt es Überschneidungen.

Menschenaffen sind uns in vielerlei Hinsicht ähnlich — oder vielleicht sollte man besser sagen, wir Menschen sind es ihnen. Über das Sozialverhalten von ihnen ist, spätestens seit der Forschung von Jane Goodall, eine Menge bekannt. Nun zeigt eine neue Studie der Forschungsgruppe um Isabelle Laumer, wie vielfältig der Humor von Menschenaffen ist — und das lässt wiederum darauf schließen, dass unsere Vorfahren schon vor Millionen von Jahren gern ein Späßchen machten.
Die Studie mit dem Titel «Spontaneous playful teasing in four great ape species» (Spontane, spielerische Neckereien bei vier Menschenaffenarten) legt nahe, dass die Neckereien bei Menschenaffen durch fünf Dinge charakterisiert werden können: 1. Aufmerksamkeitsgewinnung, 2. Einseitigkeit, 3. Reaktion, 4. Wiederholung und 5. Ausarbeitung/ Eskalation. Dadurch unterscheiden sie sich deutlich von Spielen zwischen Affen, die beispielsweise auf Gegenseitigkeit beruhen. Ein Beispiel: In einem Video der Forschungsgruppe ist zu sehen, wie ein kleiner Affe einen deutlich älteren Affen anstupst und dann ganz schnell verschwindet. Dann wartet er auf eine Reaktion, schaut nochmal zurück. Erfolgt diese nicht, geht es mit dem Ärgern von vorne los.
Welche Ähnlichkeiten gibt es zum Menschen?
Und in einer weiteren Sequenz ist zu sehen, wie ein Affe seinen Vater mit einem herunterhängenden Seil ärgert. Da der Vater nicht reagiert, klettert das Äffchen hinab und stößt seinen Elternteil mit seinem eigenen Körper an.
Die Studie zeigt: Alle der vier untersuchten Menschenaffenarten zeigen ein ähnliches Neck-Verhalten. Und genau das ist bei Menschenkindern schon ganz früh zu beobachten. Beispielsweise zeigen Kleinkinder im Alter von zwölf Monaten bereits neckische Verhaltensweisen, indem sie einen Gegenstand zuerst anbieten und dann wieder zurückziehen oder ihre Eltern bei Aktivitäten stören. Das Beispiel des anstupsenden Äffchens passt also gut zur Kategorie Stören.
Auch die Reihenfolge, in der Affen ärgern, ähnelt laut den Autoren der Studie der von Menschen: Nach der Neckerei folgt das Warten auf die Reaktion, erfolgt diese nicht, versucht man es nochmal. Der Überraschungseffekt ist zudem beim Ärgern besonders wichtig: So stößt der «Neck-Initiator» den zu Neckenden beispielsweise von hinten an und läuft dann schnell wieder weg. Auch hierbei ähneln sich Menschenaffen und Kleinkinder. Auffällig ist: Neckereien kommen nur dann vor, wenn die Tiere entspannt sind. Auch darin dürften sich Menschen und Tiere ähneln. Denn wer neckt schon gern jemanden, wenn er gerade gestresst ist?
Wie interessant findest Du Studien über das Verhalten von Tieren?
In der Wissenschaft ist die richtige Methodik ein wichtiger Garant dafür, ob man brauchbare Ergebnisse bekommt oder nicht. In der Studie arbeiteten die Forschenden mit Videoaufnahmen von vier Affen-Gruppen, die alle im Zoo leben: Untersucht wurde das Verhalten von Bonobos, Orang-Utans und Gorillas aus dem Zoo von San Diego und einer Gruppe Schimpansen aus dem Leipziger Zoo. Das Videomaterial wurde im Zeitraum zwischen 2016 und 2019 gesammelt und umfasst 75 Stunden Videomaterial. Beim Auswerten der Aufnahmen wurde das Verhalten der Affen nach verschiedenen Kriterien kategorisiert und kodiert.
Die Studie liefert letztlich spannende Hinweise darauf, wie tief Humor im Menschen verankert ist. Im Fazit heißt es: «Das spielerische Necken bei Menschenaffen ist höchstwahrscheinlich ein homologes (stammesgeschichtlich übereinstimmendes, Anmerkung der Redaktion) Merkmal, das von unserem letzten gemeinsamen Vorfahren geerbt wurde, der kognitive Vorläufer für Witze und Humor besaß.»
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