LuxemburgWinterlights-Besucher regen sich über frühe Schließzeit auf
LUXEMBURG – Um 22 Uhr müssen die Budenbetreiber auf dem Weihnachtsmarkt ihre Läden schließen, weil sie sonst Strafzettel bekommen. Vielen Besuchern ist das aber viel zu früh.


Den Budenbetreibern drohen Strafzettel, wenn sie sich nicht an die Schließzeit halten.
EditpressIn Luxemburg-Stadt sind die Besucher des Weihnachtsmarktes zunehmend enttäuscht, dass schon um 22 Uhr die Lichter ausgehen. «Man fühlt sich wie ein kleines Kind, das schon ins Bett muss. Es wäre viel schöner, wenn der Weihnachtsmarkt wenigstens erst um 23.30 Uhr oder um Mitternacht schließt», sagt Mehmet verärgert, denn der Belgier ist extra mit seiner Familie aus Mons angereist und wurde von der frühen Schließung des Marktes überrascht.
Auch Emma hatte sich auf einen langen Abend auf dem Weihnachtsmarkt gefreut. «Ich dachte, ich könnte hier in Ruhe essen und bummeln. Dann kam ich an und alles hatte geschlossen oder war kurz davor. Ich musste mich mit dem Essen total beeilen.» Zu dem Zeitpunkt war es nur wenige Minuten nach zehn, allerdings drehen Sicherheitsleute auf dem Gelände ihre Runden und schauen, ob auch alle Buden pünktlich schließen. «Der Budenbetreiber musste zu machen, obwohl er noch Burger für uns gehabt hätte», klagte Emma, die es sich beim nächsten Mal zweimal überlegen möchte, ob sie extra nach Luxemburg kommt.
Um 22.13 Uhr platzte auch Lionel der Kragen. «Wir sind in der Weihnachtszeit und trotzdem ist an einem Samstagabend um 22 Uhr die Stadt tot! Wegen Corona konnten wir letztes Jahr kaum feiern und jetzt hatten wir uns echt auf den Weihnachtsmarkt gefreut», sagt er traurig, während er sein letztes Glas des Abends austrinkt. Er erzählt auch von dem Budenbetreiber, der erst gezögert hatte, Lionel und seinen Freunden noch eine Runde Drinks zu verkaufen. Dieser hätte Angst gehabt, einen Strafzettel zu bekommen. «Warum schließen sie unter der Woche nicht früher und am Wochenende später? Jetzt müssen wir uns einen Plan B überlegen, wo wir in der Nähe was zu trinken bekommen.»
«Das ist Diktatur»
Einige Budenbetreiber sollen schon zwei Verwarnungen bekommen haben. Bei einer dritten Verwarnung könnten sie ihren Standplatz bei der nächsten Veranstaltung verlieren. Angeblich wurde ihnen auch angedroht, den Strom für ihre Stände abzuschalten, wenn sie sich nicht genau an den Zeitplan halten. Aber sie fragten sich laut eigener Aussage, wie man denn die Buden schließen kann, wenn die Besucher doch noch immer die Weihnachtsfreuden auf dem Markt genießen wollen. «Warum schließen, wenn noch reichlich Essen und Trinken vorhanden ist und man auch noch die Energie hat, um die Besucher weiter zu bedienen?»
Im Vergleich zu früheren Winterlights hat sich die offizielle Schließzeit nicht geändert. In der Vergangenheit wurde jedoch eine Stunde Verzögerung toleriert, damit sich die Aussteller organisieren konnten. Dies ist in diesem Jahr nicht mehr der Fall. Dabei sind die Aussteller die Leidtragenden und ernten den Zorn der Besucher. «Die Öffnungszeiten sind nirgends vor Ort einsehbar», hieß es. Einige Aussteller hätten sogar vorgeschlagen, dass eine Viertelstunde vor Schließung eine Nachricht über Lautsprecher abgespielt wird, wie in Supermärkten. So solle den Besuchern auch klargemacht werden, dass die Budenbetreiber auf die Schließzeiten keinen Einfluss haben. «Meine Vorväter müssen sich in ihren Gräbern umdrehen, das haben wir auf keinem anderen Markt erlebt. Das ist Diktatur», bedauert ein sehr verbitterter Händler.
Auf der einen Seite herrschen Enttäuschung und Verbitterung, auf der anderen die pure Zufriedenheit. «Alles läuft sehr gut, wir sind zufrieden und die Schausteller auch», sagte Lydie Polfer, DP-Bürgermeisterin der Hauptstadt, über die Weihnachtsmärkte. Die Besucherzahlen seien stark, obwohl die Beleuchtung reduziert wurde. Lediglich der Brand in einer der Hütten bei der Gëlle Fra schien den Weihnachtsmarkt zu überschatten. «Wir mussten den Platz für zwei Tage schließen, das war schade». Die Flammen waren auf einen technischen Defekt zurückzuführen.
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