Extreme TV-Show«Wir sind die Botschafter der Verdummung»
Brutal, makaber, entwürdigend: Keine Show im deutschen Fernsehen ist so extrem wie «Joko gegen Klaas». Wie weit darf Unterhaltung gehen? Ein Rückblick zum Staffelfinale.

Nach fünf Folgen nahm die TV-Show «Joko gegen Klaas – Duell um die Welt» am Samstagabend auf Prosieben ihr vorläufiges Ende. Das Konzept des Primetime-Krachers ist simpel. Die Moderatoren Joko Winterscheidt und Klaas Heufer-Umlauf stellen sich gegenseitig möglichst fiese Aufgaben, die es in allen Herren Länder zu bewältigen gilt. Wer die Torturen übersteht, der punktet.
Im Unterschied zu vergleichbaren Produktionen wie «Elton vs. Simon» oder «Schlag den Raab» verzichtet man auf Quiz- oder Sport-Elemente und setzt den Fokus klar auf das höchstmögliche Leid der Protagonisten. Die entwürdigenden, peinlichen und nicht selten gefährlichen Darbietungen scheinen zu gefallen. Die Quotenkurve von «Joko gegen Klaas» zeigt steil nach oben, wie das Medienportal Dwdl.de berichtet.
Freunde klassischer Abendunterhaltung dürfte der Zauber des Konzepts verwehrt bleiben. Joko ließ sich ohne Narkose und mit sechs Stichen seinen Mund zunähen. Seinen Kompagnon Klaas bestrafte er indes mit der Injektion eines Salzwasser-Gels, womit unter dessen Stirn ein Donut geformt wurde. Die Devise scheint ebenso einfach wie effektiv: Qualen machen Quote.
Viel Aufwand für wenig Inhalt
Vergangenen Samstag flimmerte die Sendung ein vorerst letztes Mal über die Mattscheibe. Was den Zuschauer inhaltlich erwartete, machte Joko gleich zu Beginn der Sendung deutlich: «Wir sind die Botschafter der Verdummung», freute sich der Moderator. Die einzelnen Herausforderungen sind beeindruckend inszeniert, der Produktionsaufwand scheint enorm.
Die erste Challenge des Abends war vielversprechend. Joko musste sich auf Wasserskis bewähren – gezogen von einem Kreuzfahrtschiff. Wer sich nun auf mehr davon freute, wurde im nächsten Spiel jäh enttäuscht. An Plumpheit kaum zu übertreffen, mussten bei «Hit me Omi, one more time» Seniorinnen aktuelle Pophits nachsingen. Wenn Joko den Song nicht erraten konnte, kassierte er von den Omas einen saftigen Schlag in die Genitalien. Den Puls des Publikums noch einmal in die Höhe schnellen ließ die erste Aufgabe von Klaas. Ungesichert und unter Todesangst musste der TV-Clown in einer rostigen Seilbahn einen chinesischen Fluss überqueren. Gefährlich – trotzdem oder gerade deshalb aber durchaus spannend.
«Na, wollt ihr ihn kotzen sehen?»
Bei allen darauffolgenden Herausforderungen in der über dreistündigen (!) Sendung ging die Unterhaltung des Zuschauers weitgehend flöten. Die Mundwinkel noch kurz nach oben ziehen konnte Jokos Aufgabe, in einem Wetter-Simulator einen Michael-Jackson-Song zu performen. Weitere Missionen, wie sich lebendig beerdigen zu lassen (Joko) und ein Glas altes Wurstwasser zu trinken (Klaas), überboten sich in ihrer Idiotie gegenseitig. Mit der Kombination aus Schmerzen, Gefahr und Ekel machen die Spaßmacher den «Jackass»-Humor auch in Deutschland salonfähig. «Na, wollt ihr ihn kotzen sehen?», ruft Joko dem Publikum zu, während Klaas gegen seinen Würgereflex kämpft – das Studiopublikum tobt.
«Das sollte verboten werden!»
Während die Zuschauerzahlen steigen, regt sich im Internet zunehmend Widerstand. Wirft man einen Blick auf die Facebook-Seite der beiden TV-Hofnarren, melden sich viele Kritiker zu Wort. «Das sollte verboten werden!», gehört dabei noch zu den diplomatischeren Kommentaren.
Gesammelte Impressionen aus der ersten Staffel von «Joko gegen Klaas» zeigt Ihnen die Bildstrecke. In Anbetracht der guten Quoten ist eine Fortsetzung der Show anzunehmen. Bleibt zu hoffen, dass das Moderatoren-Duo seine Drehpause nutzt, um sich Herausforderungen auszudenken, die sich um mehr als Quälen und Kotzen drehen. Unterhaltungswert hätten die Herren ja – eigentlich.
(L'essentiel Online/kis)