Bommeleeër-Prozess: «Wir waren an den Bombenlegern dran»

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Bommeleeër-Prozess«Wir waren an den Bombenlegern dran»

LUXEMBURG - Ex-Polizeichef Pierre Reuland kam am Dienstag vor Gericht schwer in Bedrängnis, was seine früheren Aussagen über die Affäre betraf.

Pierre Reuland wurde im Rahmen der Ermittlungen um die Bommeleeër-Affäre offenbar falsch verstanden, hat sich missverständlich oder scherzhaft ausgedrückt, oder kann sich nicht erinnern. Diesen Eindruck gewinnt man zumindest aufgrund seiner Aussagen, die er seit Montag als Zeuge im Prozess um die Anschlagsserie vor Gericht tätigt.
Auf gezielte Fragen antwortet der frühere Generaldirektor der Polizei bestenfalls ausschweifend. Hakt die vorsitzende Richterin oder der stellvertretende Staatsanwalt nach, wird er arrogant, gar aggressiv und weist jeden Verdacht von sich, mehr zu wissen, als er zugibt, oder die Bommeleeër-Ermittler unter Druck gesetzt zu haben.

«Höher, viel höher...»

Um so explosiver sind allerdings die Aussagen, die Reuland gegenüber dem Zeugen Robert Welter, der als stellvertretender Staatsanwalt mit ihm zu tun hatte, nach der Verhaftung der beiden Angeklagten gemacht haben soll. Fast im Plauderton soll er dem frühere Mitglied der staatlichen Verkehrskommission, dessen Aussage in schriftlicher Form vorliegt, erklärt haben, die Angelegenheit «sei alt und es gebe dringendere Fälle». Die Ermittler würden «sowieso nur bis zu einem gewissen Punkt kommen und dann sei Schluss», soll Reuland hinzugefügt haben.

Der Zeuge habe die Aussage nicht verstanden und Reuland ironisch gefragt habe, ob dieser ihm gerade sagen wolle, dass er selbst der Attentäter sei, habe der damalige Polizeichef gesagt entgegnet: «Nein, nicht doch ich! Höher, viel höher». Welter habe gefragt, ob er etwa den Großherzog meine, worauf Reuter entgegnet habe: «Nein, nicht der Großherzog. Hoch, aber nicht so hoch. Und übrigens musst du nicht glauben, der Bombenleger sei nur eine Person. Wir waren an den Bommeleeër dran, sie wussten genau, dass sie das nächste Mal dran sein würden».

Eine dermaßen unglaubliche Zeugenaussage, die den Anwalt des Angeklagten Marc Scheer am Dienstag dazu veranlasste, Reuland ganz unverblümt zu fragen: «Wer ist der Bombenleger?». Auf eine Antwort von Reuland wartete er selbstverständlich vergeblich.

Reuland leugnete am Dienstag vor Gericht, dass das Gespräch jemals stattgefunden habe, obschon er 2004 gleich lautende Aussagen gegenüber den Ermittlern gemacht haben soll. Auch in diesem Zusammenhang redete sich Reuland am Dienstag heraus: Er habe diese Äußerung lediglich «wegen der Prozeduren und der Dauer der Ermittlungen» gesagt. Auch an seine von Zeugen verbriefte Aussage, die Ermittlungen kämen «bald zu einem Ende», nachdem «ein wenig Staub aufgewirbelt» worden sei, wollte sich Reuter vor Gericht nicht erinnern.
Reuland wurde am Dienstag ebenfalls mit dem Vorwurf konfrontiert, während einer Abschiedsfeier den Bommeleeër-Ermittlern mit Versetzung und negativen beruflichen Konsequenzen gedroht zu haben. Reuland spricht von einem «Witz».

Das Gericht gab sich jedenfalls nicht zufrieden mit Reulands Aussagen an den beiden vergangenen Tagen. Am Mittwoch soll er erneut in den Zeugenstand treten.

(L'essentiel Online/mth)

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