10 Jahre «L'essentiel»«Wir wollen kreativ sein für unsere Leser»
DIFFERDINGEN – Geschäftsführer Emmanuel Fleig und Chefredakteur Denis Berche blicken auf die zehnjährige Geschichte von «L'essentiel» zurück.

Das «L'essentiel»-Team in der Redaktion in Differdingen.
Editpress/Isabella FinziIn welcher Stimmung waren Sie vor zehn Jahren, bevor die erste Ausgabe erschien?
Emmanuel Fleig (Geschäftsführer): Wir waren total aufgeregt und stellten uns die Frage, ob es überhaupt eine erste Ausgabe geben wird.
Denis Berche (Chefredakteur): Ich erinnere mich hauptsächlich an die intensive Vorbereitungsphase – die sechs Wochen, in denen wir an den Musterausgaben arbeiteten.
Wie viele Leute waren am Anfang mit dabei?
Denis Berche: Am Anfang waren wir ungefähr 20. Damals waren wir noch in unserer alten Redaktion in Differdingen, das zuvor als Rathaus und als Polizeidienststelle gedient hatte. Heute sind wir ungefähr 50.
Wurde das Projekt, eine kostenlose Zeitung herauszugeben, damals ernst genommen?
Emmanuel Fleig: Meiner Meinung nach waren damals mehr Leute davon überzeugt, dass eine kostenlose Zeitung in französischer Sprache keine Zukunft hat. Trotzdem glaubten gewisse Leute an das Projekt: zum Beispiel unsere Aktionäre sowie der damalige Premierminister Jean-Claude Juncker. Das hat er auch in seiner Rede bei unserer Premierenfeier erklärt.
Wann kam das Gefühl, dass Sie diese verrückte Herausforderung bewältigt haben?
Denis Berche: Das Gefühl haben wir gar nicht. Es gibt immer noch viel zu tun. Aber das, was am Anfang sehr kompliziert schien – wie zum Beispiel die Zustellung – wurde mit der Zeit einfacher.
Emmanuel Fleig: Am Anfang haben wir 70.000 Exemplare gedruckt und dachten, es sei unmöglich, die alle zu verteilen. Heute sind es täglich mehr als 100.000 Exemplare.
Welche Erlebnisse sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Denis Berche: Es ist immer der Tag, der uns bevorsteht. Wir sitzen vor einem leeren Blatt. Wir müssen jeden Tag kreativ sein, um die besten Nachrichten für unsere Leser zu finden. Es ist immer ein neues Abenteuer.
Emmanuel Fleig: Der beste Tag ist der morgige.
Was war das Schlimmste, dass Sie erlebt haben?
Denis Berche: Das waren die sechs Wochen vor dem Start. Wir haben es nur selten geschafft, Probeausgaben rechtzeitig fertig zu kriegen.
Emmanuel Fleig: Der Tag vor dem Start. Damals hatten wir von der Stadt-Luxemburg noch keine Genehmigung. Wir mussten uns an Zeitungsträger wenden, um die Zeitungen zu verteilen. Das war eine riesige Herausforderung.
Steht man als Chef einer Zeitung unter besonderem Druck?
Emmanuel Fleig: Ehrlich gesagt üben weder unsere Aktionäre noch unsere Werbepartner Druck auf uns aus. Wir haben eine klare redaktionelle Ausrichtung. Wir folgen keiner politischen, ideologischen oder religiösen Linie. Auf geschäftlicher Ebene machen wir einen klaren Unterschied zwischen reinem Journalismus und der Werbung, die wiederum Aufgabe der Anzeigenabteilung und des Marketings ist.
(L'essentiel)